Donnerstag, 3. März 2011

Draper - Die Beweinung des Ikarus (1898)

Künstler:Herbert James Draper (1863 - 1920)
Bild:Die Beweinung des Ikarus (The Lament for Icarus)
Entstehungsjahr:1898
Maße:182,9 x 155,6 cm
Technik:Öl auf Leinwand






Beschreibung:
Wie würde wohl heutzutage ein Maler den Sturz des Ikarus darstellen, um als seriöser Künstler gelten zu dürfen? Schocken muss er und es darf auf keinen Fall schön wirken. Wahrscheinlich ist der Augenblick der richtige, an dem der übermütige Jüngling der Sonne zu nahe kommt und fast verbrennt. Eitrige Brandwunden würden das Herz jedes modernen Kunstkritiker höher schlagen lassen.
Solch ein Unsinn war natürlich für einen Romantiker wie Draper unvorstellbar. Die dramatischen Ereignisse des Sturzes interessierten ihn nicht, sondern der Augenblick der Ruhe, als die Würfel schon gefallen waren. Der Körper des Ikarus ist unversehrt und seine Flügel, im Gegensatz zur Sage, noch im strahlendem Glanze vorhanden. An seiner Seite drei schöne Meerjungfrauen, die um den Verstorbenen trauern. 'Achtung Kitsch' ruft der eine, 'ein wunderbares Bild' der andere. Und zur zweiten Gruppe gehöre natürlich auch ich. Ich suche in dem Gemälde keine Belehrung oder sachliche Darstellung, sondern bin immer wieder aufs neue von der romantischen Stimmung und der fantastischen malerischen Umsetzung beeindruckt.

Freitag, 4. Februar 2011

Waterhouse - Lady of Shalott (1888)

Künstler:John William Waterhouse (1849 - 1917)
Bild:Lady of Shalott
Entstehungsjahr:1888
Maße:153 x 200 cm
Technik:Öl auf Leinwand





Beschreibung:
Was haben Ephraim Kishon und John William Waterhouse gemeinsam? Manches vielleicht, aber eines bestimmt. Nämlich meinen Kunstgeschmack für immer geprägt.
Ich interessierte mich zwar schon länger für Malerei, aber mehr um meine Wissenslücken zu füllen, als gefallen an den Bilder zu entwickeln. Geändert hat dies ein damals neu erschienenes, wunderbares Buch von Kishon, Picassos süße Rache. Neue Streifzüge durch die moderne Kunst.
Es enthält neben vielen scharfsinnigen und lustigen Kommentaren gegen die moderne Kunst auch ein Bild, welches mich zum ersten Mal überhaupt wirklich ansprach. Waterhouses Lady of Shalott. Hier sah ich zum ersten Mal ein Gemälde, welches meisterhafte Technik mit poetischem Inhalt verband. Raffaels oder da Vincis hatte ich genug gesehen. Der Inhalt ihrer Gemälde langweilte mich jedoch meist, ihren Figuren fehlte das pulsierende Blut. Aber hier war alles anders. Fiktion zwar, aber lebendig und packend gemalt. Heute hängt ein Foto dieses Gemälde zu Hause an meiner Wand. Ich habe es jetzt schon tausende Male gesehen, aber der Blick auf die bald sterbende Dame (Hintergrund siehe z.B. hier) wird nie langweilig. Vielleicht wird sie eines Tages doch ihrem Schicksal entkommen...

Donnerstag, 27. Januar 2011

Makowski K - Aufruf Kusma Minins (1896)

Künstler:Konstantin Jegorowitsch Makowski (1839 - 1915)
Bild:Aufruf Kusma Minins (Минин на площади Нижнего Новгорода, призывающий народ к пожертвованиям)
Entstehungsjahr:1896
Maße:
Technik:Öl


Studie von 1890



Beschreibung:
Unruhe, Lärm, Rauch, Hektik. Scheinbares Chaos, aber keine Panik. Was war los im fernen Russland des beginnden 17. Jahrhunderts? Ich wusste es nicht. Aber mir war sofort klar, ein Meisterwerk zu betrachten.

Die Menschen muss etwas ganz dringendes bewegen. Und diese Bewegung ist unglaublich gut komponiert, man spürt als Betrachter das Hin- und Herwogen der Menge, die ein gemeinsames Ziel verfolgt. Im Zentrum des Geschehen steht ein Mann erhöht auf einem Fass. Er zieht alle Blicke auf sich und bringt Ordnung in das Gewirr. Dieser charismatische Redner ist Kusma Minin. Ein Kaufmann, der die Aufstände der russischen Bevölkerung gegen die Polnische Besatzungsmacht (Smuta) zur Verteidigung des Glaubens und der Unabhängigkeit organisierte. Eine der großen Sammelaktionen des russischen Nationalhelden vor der mächtigen Festungsstadt Nischni Nowgorod hat Makowski hier geschildert.

Um genaueres zu den historischen Hintergründen zu erfahren, kann man den hier eingebauten Wikipedia-Links als Startpunkte folgen.

Donnerstag, 20. Januar 2011

Geoffroy - Unterricht in der Grundschule (1889)

Künstler:Henri Jules Jean Geoffroy (1853 - 1924)
Bild:Unterricht in der Grundschule (En classe, le travail des petits.)
Entstehungsjahr:1889
Maße:
Technik:Öl





Beschreibung:
Es soll Museumsbesucher geben, die beim Anblick eines Gemälde weinen. Ich nehme an vor Rührung. Zu dieser feinsinnigen Sorte Mensch gehöre ich Holzklotz wohl nicht. Womit ich mich aber rühmen kann, ist ein ehrliches Lächeln. So auch bei dem hier abgebildeten Gemälde des relativ unbekannten Franzosen. Meisterhaft ist es Geoffroy gelungen, den Schulalltag ein paar Jahre nach Einführung der allgemeinen, freien Schulpflicht darzustellen.
Nicht überzeichnet, sondern mit kleinen, feinen, vor allem realen Gesten, hat er seine Schuljungen ausgestattet. In jedem Kind hat man schon mal selber gesteckt. Abgelenkt durch die Gegend schauen, eifrig bei der Arbeit, abschreiben bei seinem Nachbarn, planlos rumsitzen oder eben, wie der Junge rechts, durch den Raum laufen. Wenn ich den Aussagen meiner Eltern glauben darf, dann soll ich ebenfalls mehrere Kilometer in der Grundschulklasse zurückgelegt haben. Aber dies sind glaube ich nur verleumderische Gerüchte...

Diese technisch perfekte Ausführung, gelungene Komposition mit leicht erhöhtem Blick und kreative Gestaltung der Gesten zaubert ein Lächeln auf die Lippen der Betrachter. Dies ist kein Kitsch, sondern hohe Kunst. Eben ein Meisterwerk!

Donnerstag, 13. Januar 2011

Casado del Alisal - Die Glocke von Huesca (1880)

Künstler:José María Casado del Alisal (1832 - 1886)
Bild:Die Glocke von Huesca (La Campana de Huesca)
Entstehungsjahr:1880
Maße:356 x 474 cm
Technik:Öl auf Leinwand








Beschreibung:
Ich habe eine einfach Frage: Haben Sie schon mal die Köpfe von Rosen abgeschnitten? Ja? Wirklich? Und nichts bemerkt? Gut, dann haben Sie nochmal Glück gehabt. Soviel Glück hatte nämlich nicht jeder. Fragen Sie mal ruhig die Nachfahren der zwölf Adeligen aus dem rauen Aragonien. Ihre Vorfahren dürfen sich auf dem Gemälde nur noch ihres Hauptes erfreuen. Warum, kann man z.B. hier nachlesen. Das ganze klingt in Kurzfassung etwas so:
Bruder eines Mönchs ist König. König stirbt. Mönch wird König. Adelige sind widerspenstig. Ehemaliger Abt rät mit symbolischer Handlung, die Köpfe der hoch aufragenden Rosen abzuschneiden. König lockt die Adeligen mit einem technischen Wunderwerk. Glocke, deren Klang in ganz Aragonien erhallt. Gesagt getan. Zwölf werden geköpft. Haupt des Erzbischofs baumelt an der Glocke. Warnung wird in ganz Aragonien gehört.

Dieses technisch perfekt umgesetzte, großartig komponierte Meisterwerk zeigt, dass Splatter auch vollendete Kunst sein kann.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Munkácsy - Apotheose der Renaissance (1886 - 1890)

Künstler:Mihály von Munkácsy (1844 - 1900)
Bild:Apotheose der Renaissance
Entstehungsjahr:1886 - 1890
Maße:
Technik:

Deckengemälde
Große Kompositionsskizze
Farbskizze

Farbskizze

Beschreibung:
Wer in die riesige Eingangshalle des Kunsthistorischen Museum in Wien tritt, erblickt die Treppe zu den höheren Geschossen. Manch einer steigt diese Stufen empor, taucht links und rechts in die Ausstellungsräume ein, ohne Ahnung und Wissen, gerade unter einem der großen Meisterwerke der Monumentalmalerei geschlendert zu sein. Nämlich Munkácsy Apotheose der Renaissance, einer Darstellung zur Verherrlichung der Renaissancekunst und der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Auftraggebern und Künstlern zu jener Zeit.

Auf dem Gemälde steigt ein Kunstfreund, analog dem realen Museumsbesucher, die steile Prunktreppe empor und tritt in das fiktives Künstleratelier ein.
Abgebildet sind links in einem Gespräch Raffael und Leonardo da Vinci, über ihnen, auf dem Gerüst stehend, Veronese. In der Mitte des Bildes weist Tizian seine Schüler in die Aktmalerei ein, während rechts, mit dem Hammer in der Hand, Michelangelo tiefgründig sinniert. In der Loge über ihnen trohnt der große Kunstmäzen, Papst Julius II. Last but not least hat sich der Künstler, rechts hinter den beiden weiblichen Aktmodellen, selber verewigt.

Dieses Werk ist in meinen Auge das beste Deckengemälde überhaupt, mit seiner schwindelerregenden Perspektive, fesselnden Komposition und unglaublich real wirkenden Personen. Über 150 Zeichnungen und mindestens 8 Farbskizzen erstellte der große Ungar, um Schritt für Schritt Bildaufbau und spätere Umsetzung zu perfektionieren. Wie sich diese vorbereitenden Studien zum entgültigen Bild formen, zeigen die drei hier abgebildeten Vorarbeiten und das Deckengemälde selber.

Sonntag, 2. Januar 2011

Kasatkin - Die Waisenkinder (1891)

Künstler:Nikolai Alexejewitsch Kas(s)atkin (1859 - 1930)
Bild:Die Waisenkinder
Entstehungsjahr:1891
Maße:
Technik:




Beschreibung:
Ich glaube, die Sympathie für ein Bild entwickelt sich bei mir meist in den ersten ein, zwei Sekunden. Dann ist die Entscheidung gefallen. Danach, wenn ich das Werk in Ruhe überblicke, beginnt die eigentliche Phase des Bildverstehen, was also im Detail dargestellt ist, was ich inhaltlich davon halte oder empfinde. Bei manchen Gemälden fallen diese Phasen aber in einen kurzen ersten Augenblick zusammen. So auch hier.
Die beiden Kleinen sind in ihrer Haltung so eindeutig dargestellt, dass direkt Betroffenheit auftritt. Auch ohne den Titel zu kennen weiß man sofort, dass hier zwei Kinder dargestellt sind, die gerade ihre Eltern verloren haben und einer schweren, ungewissen Zukunft entgegen blicken.
Vor dem 19. Jahrhundert war solch eine 'realistische' Darstellung als Thema eines Gemälde kaum vorstellbar. Dann wurde es aber häufiger umgesetzt, zumal die Lebenserwartung, nicht nur in Russland, noch um einiges niedriger war als heute, das Problem also sehr akut. Wenn dies auch noch malerisch perfekt umgesetzt wird, kann man ein wahres Meisterwerk preisen!

Achenbach O - Blick gen Dogenpalast und St. Marco (1892)

Künstler:Oswald Achenbach (1827 - 1905)
Bild:Blick gen Dogenpalast und St. Marco
Entstehungsjahr:1892
Maße:124 x 195.5 cm
Technik:Öl auf Leinwand






Beschreibung:
Ein ausklingender Tag in Venedig. Touristen genießen die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf dem belebten Canal Grande. Diesen stimmungsvollen Blick wollte der wohl größte deutsche Maler italienischer Landschaften, Oswald Achenbach, seinen Zeitgenossen vermitteln. Der Besuch des fernen Italien war für viele Menschen der damaligen Zeit ein nie zu erfüllender Traum. Man kannte durch Erzählung und Abbildungen in Zeitungen zwar einiges von diesem Wunderland im Süden, aber die Photographien waren natürlich alle schwarzweiß. Welch einen Eindruck solch farbige Gemälde auf die Betrachter der damaligen Zeit machten, kann man heute kaum noch nachfühlen. Es muss überwältigend gewesen sein.

Freitag, 31. Dezember 2010

Vibert - Gulliver und die Liliputaner (1870)

Künstler:Jehan-Georges Vibert (1840 - 1902)
Bild:Gulliver und die Liliputaner (Gulliver and the Lilliputians)
Entstehungsjahr:1870
Maße:56.5 x 109.8 cm
Technik:Öl auf Leinwand






Beschreibung:
Dies ist zur Zeit mein absolutes Lieblingsbild. Die schöne Märchengeschichte wird hier perfekt unterlegt. Fantastische Details, wunderbare Farbgebung und die Darstellung der vielfältigen Reaktionen der kleinen Bewohner runden eine Komposition ab, welche tausende Entscheidungen vom Künstler verlangte und die er genial umsetzte.